Liebe Leserinnen und Leser,
in einer der letzten Ausgabe berichteten wir über die Grundsteinlegung unseres Neubaus. Jetzt können wir berichten, dass am 30.11.2012 das Richtfest stattgefunden hat. Das Dach ist gesetzt, das Haus winterfest. Jetzt kann über den Winter Innenausbau erfolgen.
Im letzten Jahr haben wir immer mal wieder in Artikeln beschrieben um was es uns bei der Konzeption geht. Nämlich eingebunden in das Gemein-wesen zu sein, für viele Gruppen, nicht nur für die Hausgemein-schaften, Heimat möglich zu machen.
Die Konzeption ist angelehnt an die 4. Generation von Alten- und Pflege-heimen des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). In seiner 50-jährigen Arbeit hat das KDA die Entwicklung und Planung stationärer Wohnformen für alte hilfe- und pflege-bedürftige Menschen maßgeblich beeinflusst und mitentwickelt. Jetzt hat das KDA unter dem Titel:
"Altenheime der Zukunft gestalten! Die fünfte Generation: KDA-Quartiershäuser - Ansätze zur Neuausrichtung von Alten- und Pflegeheimen"
am 24. Januar 2012 ein Buch veröffentlicht.
Mit seinem Konzept der KDA-Quartiershäuser will das KDA neue Anregungen in der Entwicklung von Alten- und Pflegeheimen geben.
"Die KDA-Quartiershäuser sind durch eine systematische Auswertung von Praxis-beispielen entstanden, die das KDA im Rahmen seiner Projekt- und Beratungsarbeit kennengelernt hat. Mit dem Konzept können Alten- und Pflegeheime ihre Zukunft gestalten", erklärt Dr. Peter Michell-Auli, Geschäftsführer des KDA.
Das Konzept fußt auf drei Prinzipien:
1. "Leben in Privatheit"
Hier besitzen die Klientinnen und Klienten einen Rückzugsraum, der durch Symbole wie Schlösser, Türschilder und Klingeln gekennzeichnet wird. Ihre Räume können die Bewohnerinnen und Bewohner selbst gestalten, zum Beispiel mit eigenen Möbeln, Familienbildern oder persönlichen Wertgegenständen wie Gemälden. Durch diese Maßnahmen werden die Klientinnen und Klienten verstärkt als Individuen mit einem Recht auf Selbstbestimmung und nicht als Objekte der Pflege wahrgenommen. Größere Zimmer mit kleinen Einbauküchen verstärken diesen Effekt.
2. "Leben in Gemeinschaft"
schafft familienähnliche Strukturen. Es wird bereits als KDA-Hausgemein- schaften oder 4. Generation von Alten- und Pflegeheimen erfolgreich umgesetzt. Das Prinzip basiert auf Wohnküchen, in denen eine Pflegekraft, eine so genannte Präsenzkraft, immer zugegen ist. Dort wird unter anderem gemeinschaftlich gekocht. Internationale Erfahrungen zeigen, dass das Leben und die Beschäftigungsangebote in solch kleinen Gemeinschaften von den Klientinnen und Klienten als angenehm empfunden wird und sich besonders auf das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz positiv auswirken.
Diese beiden Prinzipien werden in den meisten Einrichtungen schon eingesetzt. Neu ist das Prinzip
3. "Leben in der Öffentlichkeit"
Hier wird, ausgehend von den Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten, analysiert, welche Angebote im Quartier - also dem Viertel, Kiez oder Dorf - von den Klientinnen und Klienten im oder außerhalb des KDA-Quartiers- hauses genutzt werden können. Berücksichtigt werden besonders Angebote, welche die Menschen bereits in der Vergangenheit gerne wahrgenommen haben, zum Beispiel den Besuch eines Museums oder einer Kneipe. Sollten Angebote fehlen, können entsprechende Angebote von den KDA-Quartiers- häusern außerhalb im Quartier oder innerhalb der Einrichtung initiiert werden. Die KDA-Quartiershäuser tragen mit diesem Prinzip dem Gedanken der Inklusion Rechnung, der unter anderem besagt, dass Pflegebedürftigkeit kein Grund ist, in räumlicher, sozialer und kultureller Hinsicht ausgeschlossen zu werden.
Das Quartiershaus ist also in das Quartier eingebunden. >Die Menschen sollen all das wahrnehmen können, was angeboten wird und darüber hinaus analysiert welches die Bedürfnisse und Lebensumstände der Betroffenen ausgemacht hat und wie weiterhin Angebote entwickelt werden können. Das Quartier kommt ins Quartiershaus und das Quartiershaus geht ins Quartier. Dies ist die Vision. Daraus resultiert, dass sich die Kommune mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen zusammensetzen muss um ein Bedarfsangebot im Sinne von Inklusion zu analysieren und zu entwickeln. Wobei dieser Prozess nicht endet, sondern sich in dynamischer Art und Weise stets weiter entwickeln muss.
Auch wir als Haus Müggelspree wollen uns an solch einer Entwicklung beteiligen und über Tellerränder hinwegsehen. Ein Traum? Nein. Ein spannender Ansatz, Vision, Diskussion, Auseinandersetzung, Arbeit, Umsetzung, Leben.
Peter Distelkamp-Franken, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums Müggelspree. Tel.: 343541-11